Sa 28.09.2019, 19 Uhr
„LEBEN, STERBEN, HEIMAT“
Kinovorführung der Animationsfilme „Leipzig von oben – Vom Leben und Sterben in der Stadt“, „1989 – Unsere Heimat, das sind nicht nur die Städte und Dörfer“ und „1989 – Lieder unserer Heimat – Vorwärts immer“ von Schwarwel und Glücklicher Montag
In Anwesenheit des Regisseurs Schwarwel und der Produzentin Sandra Strauß und Filmgespräch im Anschluss
In Zusammenarbeit mit Glücklicher Montag
Kinobar Prager Frühling, Bernhrad-Göring-Straße 152, 04277 Leipzig
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DIE FILME
„Leipzig von oben“
Ein Trickfilm von Schwarwel
Eine Produktion von Glücklicher Montag, 2016
„Leipzig von oben“ ist ein sehr bewegender, unfassbar intensiver und aufühlender autobiografischer Film von Schwarwel über das Leben in Leipzig. Und „Leipzig von oben“ ist auch ein visuell faszinierender und emotional aufüttelnder Film über das Sterben in Leipzig, nachdem man hier sein ganzes Leben als Bürger dieser Stadt gelebt hat.
In dieser einfühlsamen und mitreißenden Geschichte begleiten wir den Leipziger Autoren, der die Aufgabe hat, das Drehbuch für ebendiesen Film hier zu schreiben. Während sich der Autor mit der Recherche zur Stadtgeschichte und seinen Ideen und Ansätzen für die Story herumschlägt, ist er im Privaten in die häusliche Pflege und Betreuung seines sterbenden Vaters eingebunden. Wir treffen den Autoren in der elterlichen Küche sitzend an, wo er die Nacht zwischen seiner Schreibarbeit am Laptop und dem Sterbebett seines Vaters im benachbarten Wohnzimmer verbringt. Dabei entspinnt sich in seinem Kopf eine Assoziationskette aus Erinnerungen, die neben dem Schmerz des Abschiednehmens auch immer die schönen, wichtigen und skurrilen Momente an Orten, mit Persönlichkeiten und Bürgern hervorbringt, die mit seinem und dem allgemeinen Leben in Leipzig fest verankert sind: mit dem Völkerschlachtdenkmal und dem Südfriedhof, mit der Friedlichen Revolution, der Judenverfolgung, der PEGIDA-Demonstration, mit dem Gewandhaus, dem St. Georg, mit dem Clara-Zetkin-Park und mit der Thomaskirche … mit Felix Mendelssohn Bartholdy, dessen Ouvertüre zu „Ein Sommernachtstraum“ op. 21, eingespielt vom Gewandhausorchester Leipzig unter der Leitung von Kurt Masur, „Leipzig von oben“ die musikalische Umrahmung gibt.
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„1989 – Lieder unserer Heimat – Vorwärts immer“
Ein Trickfilm von Schwarwel
Eine Produktion von Glücklicher Montag, 2018
Der Film „1989 – Lieder unserer Heimat – Vorwärts immer“ nimmt sich die Ursachen und die Geschichte der Friedlichen Revolution und des Mauerfalls zum Inhalt, um aus persönlicher Perspektive zu erzählen, was ein Unrechtssystem und eine Diktatur mit und aus den Menschen machen, die in ihnen aufwachsen und leben.
Er ist eine Melange aus semi- und autobiografischen Erzählungen und geschichtlichen Abrissen, basierend auf Erinnerungen, Rückblenden und Gefühlen, angereichert mit den Erlebnissen und Erfahrungen von Schwarwel, der bei diesem Film als Autor und Regisseur fungierte. Eingebettet in 13 dokumentarisch aufbereitete und animierte Musikvideos gehen wir mit den Protagonist*innen in den einzelnen Episoden auf eine Zeitreise.
Dabei liegt der Fokus auf der Betrachtung der DDR als Unrechtsstaat und einer Behandlung und Aufarbeitung der SED-Diktatur. Dabei widmen sich die einzelnen Episoden sehr persönlich und in weiten Teilen autobiografisch Themen wie der Teilung und Wiedervereinigung Deutschlands, dem Kalten Krieg, Schießbefehl, Stasi, MfS und Überwachung, Gefängnis, der Kindheit und Jugend in der DDR, Musik, Jugendkultur und -bewegung, Opposition und Widerstand, Sport und Staatsdoping, dem SED-Regime bis zur Friedlichen Revolution und dem Mauerfall.
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„1989 – Unsere Heimat, das sind nicht nur die Städte und Dörfer“
Ein Trickfilm von Schwarwel
Eine Produktion von Glücklicher Montag, 2016
Dieser Trickfilm erzählt semidokumentarisch die Ereignisse und die Geschichte der „Friedlichen Revolution“ in der DDR, die mit der Montagsdemonstration am 9. Oktober 1989 in Leipzig ihren entscheidenden Wendepunkt nahm hin zum Gelingen einer allumfassenden Wende, zum Mauerfall am 9. November und schließlich zur Wiedervereinigung Deutschlands 1990.
An diesem 9. Oktober wurde eine Staatsmacht durch den Willen der Menschen gebrochen und sie sah sich gezwungen, aus ihrer jahrzehntelangen Starre zu erwachen, um – viel zu spät – echte Demokratie zu wagen.
Bei der Entfaltung der Handlung setzen die Macher für ihre Dramaturgie alle Genres vom klassischen Funny-Trickfilm über Cartoons und politische Karikaturen bis hin zu semirealistischen und realistisch gestalteten Charakteren und Backgrounds ein, um trotz oder gerade wegen der teilweise niederdrückenden Geschehnisse, die in diesem Film thematisiert werden, beim Betrachter die Lust am Leben, am freien Erzählen und an unglaublichen Wendungen zu entfachen – denn genau das war auch Ziel der „Friedlichen Revolution“: Freiheit.
Wir folgen dabei den Lebenssträngen zweier Figuren, deren Leben genau so einzigartig wie gleichzeitig archetypisch für die späte DDR und ihre Bürger waren: mit all ihren Reglementierungen, Heilsversprechen und plumper Gleichschaltung gelang es der DDR-Führungsriege nie, die Persönlichkeit aus den Menschen in ihrem Land zu pressen – vielmehr erzeugte der Druck nur Gegendruck. Simple Physik.
Als Blaupause diente die Familienvita von Regisseur und Drehbuchautor Schwarwel, der als gebürtiger Leipziger und „engagierter Bürger“ selbst ein aktiver Teil der „Friedlichen Revolution“ war – wie so viele andere, die vor 25 Jahren ihre Arschbacken zusammenkniffen und sich jeden Montag trotzig auf dem Karl-Marx-Platz zusammenfanden, um der Hausverwaltung einfach nur mitzuteilen: „Wir bleiben hier!“.